Mittwoch, 22. Juli 2015

Rund durch Transsilvanien

Vor mittlerweile fast schon wieder zwei Wochen kam mich meine Familie besuchen. Wir hatten eine unheimliche schöne Zeit zusammen und haben viel erlebt und gesehen. Unseren letzten gemeinsamen Familienurlaub hatten wir vor circa fünf Jahren und deswegen habe ich die gemeinsame Zeit umso mehr genossen. Hoffentlich lässt der nächste gemeinsame Urlaub nicht wieder fünf Jahre auf sich warten. 
Eines unserer ersten Ziele war die Stadt Blaj. Für Transsilvanien und ganz Rumänien ist das ein sehr bedeutender Ort. Hier fand im Jahr 1848 auf dem Câmpia Libertății (Feld der Freiheit) eine Versammlung statt, bei der über 40.000 dagegen protestierten, dass Transsilvanien ein Teil von Ungarn wird. Simion Bărnuțius war einer der Leitfiguren. Er forderte das Selbstbestimmungsrecht für die Rumänen in Siebenbürgen und setzte sich somit für einen Multinationalitätenstaat ein. 



Blaj wird auch als kleines Rom bezeichnet. Nicht nur weil es wie Rom von sieben Hügeln umgeben ist, sondern weil es das kirchliche und kulturelle Zentrum der griechisch-katholischen Rumänen ist.


Unsere kleine Rundtour starteten wir in Sibiu. Hier besuchten wir zuerst das Astra Museum, eine der größten europäischen ethnographischen Freilichtausstellungen in Europa. Zu sehen gibt es über 400 Ausstellungsstücke, darunter traditionelle Bauernhöfe, Mühlen, Holzkirchen, etc. Um diese alle anzuschauen braucht man wahrscheinlich Tage, aber für uns war es schön einen kleinen Einblick in die rumänischen Traditionen zu erhalten.


Den Rest des Tages verbrachten wir damit durch die wunderschöne Altstadt von Sibiu zu streifen. Sibiu oder auch Hermannstadt genannt war das politische Zentrum der Siebenbürger Sachsen, die sich dort um das Jahr 1150 ansiedelten. Die Stadt an sich ist daher stark deutsch geprägt. 


In Sibiu steht einer der ältesten und man sagt auch einer der schönsten Eisenbrücken Rumäniens, die Lügenbrücke. Es ranken sich die unterschiedlichsten Legenden um diese Brücke.
Man erzählt sich beispielsweise, dass sich auf der Brücke oft Händler befanden, welche versuchten die Einheimischen über den Tisch zu ziehen. Die Brücke ist auch frisch Verliebten ein beliebter Ort, um sich die Liebe zu gestehen, da laut einer anderen Legende die Brücke einbricht, wenn man auf ihre eine Lüge erzählt. 


Sibiu ist definitiv eine der schönsten Städte, die ich bisher in Rumänien gesehen habe und ich werde versuchen hier noch einmal hinzukommen. 


Am nächsten Tag war unser Ziel das Făragăș-Gebirge, welches eine Gebirgsgruppe der Transsilvanischen Alpen ist. Durch diese Gebirge verläuft die Transfogarascher Hochstraße, einer der zehn schönsten Straßen der Welt, die nur vier Monate im Jahr befahrbar ist. 

Das Panorama und die Weite kann man auf einem Foto gar nicht einfangen. Wir hielten an jeder nur möglichen Stelle an, um die Aussicht zu genießen. 
Oben auf circa 2000m angekommen befindet sich der Bâlea-See, wo sogar noch ein kleines bisschen Schnee lag. 

Die Nacht verbrachten wir in einer kleinen Pension in Curtea de Argeș. In dieser Stadt befindet sich eines der berühmtesten Gebäude Rumäniens - die Kathedrale von Curtea de Argeș oder Mănăstirea Curta de Argeș. 
Die Kathedrale ist deshalb so berühmt, da sich um sie eine der ältesten und berühmtesten Legenden Rumäniens spinnt - die Ballade Monastirea Argesului.


Diese Legende besagt, dass der Prinz Negru Voda eine der schönsten Kathedralen im Land bauen wollte und hierfür den Meister Manole beauftrage. Doch die Wände der Kathedrale stürzten immer wieder ein und der Prinz drohte schon Manole und seine Arbeiter hinrichten zu lassen. Manole war verzweifelt, hatte eines Nachts aber einen Traum, dass eine Person, die entweder von ihm selbst oder seiner Arbeitern sehr geliebt wurde in die Mauern mit eingebaut werden muss. Manole erzählte seinen Männern von seinem Traum und sie entschieden, dass die Ehefrau, die am nächsten Tag als erste das Mittagessen für ihren Mann bringen würde, für den Bau der Kathedrale geopfert werden sollte. Am nächsten Tag sah Manole seine schwangere Frau von Weitem kommen und er betete zu Gott, dass es regnet und stürmt und seine Frau wieder zurück nach Hause geht. Allerdings war ihre Liebe größer als der Sturm und so musste Manole seine Frau in die Kathedrale einmauern, um sein Versprechen zu halten. 

Der nächste Stopp auf unserer Tour war das Schloss Bran, welches auch als das Draculaschloss gilt. Die Beschreibung des Schlosses in der Geschichte um Dracuka von Bram Stoker, welcher selbst nie in Rumänien war, stimmt am ehesten mit dem Bran Castle überein. Und man kann sich durchaus vorstellen, dass Graf Dracula in den nebelverhangenen Wäldern rund um das Schloss gehaust hat.


Vlad Tepes, ein walachischer Fürst, welcher als historisches Vorbild für die Romanfigur Graf Dracula gilt, hat dieses Schloss höchstwahrscheinlich auch nie betreten.  


Von Bran ging es weiter nach Sinaia, dort befindet sich das Peles Schloss, der Sommersitz der Familie Hohenzollern. Für die letzte Führung waren wir leider fünf Minuten zu spät und so konnten wir das Schloss nur von außen bestauen.


Wir fuhren noch weiter nach Brasov, wo wir unsere letzte Nacht verbrachten. Wir waren allerdings alle so müde von der Tour, dass wir uns nur noch zu einem kleinen Spaziergang durch die Altstadt und einem traditionellen rumänischen Abendessen aufraffen konnten.



Über Schotterstraßen ging es an unserem letzten Tag nach Viscri. Das ganze Dorf und die dortige Kirchenburg stehen auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Die Kirchenburg erhielt ihr heutiges Aussehen im 16. Jahrhundert und ist somit die älteste Kirche in Transsilvanien in der immer noch Gottesdienste stattfinden. 


Weiter über die Schotterstraße und vorbei an Sonnenblumenfelder fuhren wir nach Sighisoara, unserem letzten Ziel, wo wir zu Mittag aßen.


Das war unsere kleine Rundreise durch Transsilvanien. Es war sehr schön mehr von dem Land zu sehen, das zur Zeit mein Zuhause ist und auch meine Familie hat nun ein Bild davon wie und wo ich lebe. 
Ich hoffe, dass ich in meiner Zeit hier noch mehr vom Land zu sehen bekomme. 


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