In den letzten Wochen habe ich viele interessante Gespräch mit meinen Arbeitskollegen und meiner Chefin geführt und so erste Antworten auf all die Fragen bekommen, die mich beschäftigen.
Ein Thema was mich interessierte, war das Gehalt eines Sozialarbeiters in Rumänien. Im Durchschnitt verdient dieser hier umgerechnet monatlich circa 300 €. Bei diesem Einkommen wundert es einen nicht mehr, dass viele ins Ausland gehen, denn die Lebenshaltungskosten hier sind mit denen in Deutschland zu vergleichen. Für einen Liter Milch einer der günstigen Marken im Supermarkt zahlt man umgerechnet circa 90 Cent.
Wenn man dann noch Miete bezahlen muss, reicht das Geld vorne und hinten nicht. Deswegen haben die meisten ein Eigenheim, welches sie sich oft durch Jobs im Ausland finanziert haben.
Wohnt man auf dem Dorf, verschärft sich die Situation noch einmal. Hier gibt es keine weiterführenden Schulen und wenn man seinen Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen möchte, muss man sie in ein Internat in die nächstgrößere Stadt schicken. Die Tochter einer Arbeitskollegin von mir geht auf ein Internat in Cluj. Dieses kostet umgerechnet 200€ im Monat mit Verpflegung. Da diese Arbeitskollegin Erzieherin ist, gehe ich davon aus, dass sie ein bisschen weniger verdient. Ich kann absolut nachvollziehen, dass sie jeden Monat bangt, ob das Geld reicht, obwohl sie noch einen weiteren Job hat.
Ich wollte auch mehr Hintergrundinformationen über meine Arbeit. Das soziale Kinderprogramm in Bontida startete erst im Jahr 2013, ist also noch in den Kinderschuhen. Deswegen gibt es hier nach wie vor strukturelle Schwierigkeiten, für die bisher keine perfekte Lösung gefunden wurde.
Ein Beispiel hierfür ist die Zahngesundheit der Kinder. Obwohl in der Tagesstätte die Zähne geputzt werden und versucht wird bei den Kindern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie wichtig das Zähneputzen ist, sieht man in eigentlich allen Mündern schwarze Stumpen.
Bis zu dem Gespräch mit meiner Chefin war ich davon überzeugt, dass in der Afterschool sowohl Roma als auch Rumänen sind. Das ist allerdings nicht der Fall. Die Afterschool in Bontida besuchen ausschließlich Roma. Insgesamt gibt es 34 Plätze, welche mit Hilfe eines Auswahlverfahrens vergeben werden. Für alle Kinder in Bontida wird ein Risikofaktor berechnet, welcher die Lebensbedingungen, die Bildung der Eltern, die Anzahl der Familienmitglieder, das Einkommen, der Gesundheitszustand, etc. berücksichtigt. Den Eltern der Kinder mit den höchsten Risikofaktoren wird ein Platz angeboten, allerdings bleibt es ihnen überlassen, ob sie ihre Kinder in die Afterschool schicken möchten oder nicht.
Ein Ziel des Projektes ist die Roma stärker in das Dorfleben zu integrieren. Allerdings hat man sich von diesem eher entfernt, als ihm näher zu kommen. Dadurch, dass alle Plätze an Roma vergeben wurden, wurde der Rassismus fastr noch verstärkt, da die Roma vermeintlich bevorzugt werden. Deswegen arbeiten wir im Moment unter anderem an Möglichkeiten die Tagesstätte für alle Dorfbewohner zu öffnen, um die Akzeptanz der Bevölkerung zu stärken.
Eine der Aufgaben der Afterschool ist es, den Kindern lebenspraktische Fähigkeiten beizubringen. Ich wusste nicht Recht, was ich mir darunter vorstellen soll. Jetzt bin ich allerdings schlauer - wir sollen den Kindern so viel beibringen, dass sie nicht bei jeder Kleinigkeit auf jemanden angewiesen sind, im Prinzip also teilweise die Rolle der Eltern übernehmen. Hierunter fällt auch die richtige Benutzung einer Toilette. Viele der Kinder leben in sehr einfachen Häusern bzw. eher gesagt in einem Raum mit einem Dach mit ihrer Familie. Manche dieser Häuser haben keine Elektrizität, kein fließendes Wasser und somit auch keine Toilette. Ich gehe davon aus, dass das Geschäft einfach irgendwo draußen im Garten verrichtet wird. Diese Information erklärte mir auch das Verhalten eines Mädchens im Kindergarten, das wenn wir draußen zum Spielen sind, einfach an Ort und Stelle ihre Hose runterlässt und ins Gras pinkelt.
Da ich gerade vom Kindergarten erzähle, am Freitag war ich das erste Mal alleine mit meiner Gruppe. Die Erzieherin war nicht da und eigentlich hätte keines der Kinder kommen sollen. Trotzdem waren vier Kinder da, die beschäftigt werden mussten. Der Schrank mit den ganzen Utensilien abgeschlossen war und so musste ich improvisieren. Ich erinnerte mich an meine Kindergartenzeit zurück und übersetzte mit Hilfe des Google Translaters auf meinem Handy Spiele wie "Taler, Taler, du musst wander", "Armer schwarzer Kater", "Feuer, Wasser, Sturm und Blitz" ins Rumänische. Die Übersetzungen waren wahrscheinlich mehr schlecht als Recht, aber die Kinder waren beschäftigt und hatten ihren Spaß.
In meiner Freizeit kämpfe ich gerade mit den bestimmten Artikeln. Diese werden im rumänischen an das Wort angehängt. Daraus ergeben sich für mich sehr ungewohnte Schreibweisen:
un copil - ein Kind
copii - Kinder
copiii (3x i !!!) - die Kinder
Oder gewöhnungsbedürftige Wörter:
o lalea - eine Tulpe
lalele - Tulpen
lalelele - die Tulpen
Ansonsten versuche ich ein paar von den kulturellen Angeboten und Veranstaltungen zu besuchen. So war ich beispielsweise bei einer Ausstellung in der Fabrica de Pensule, einer alten Fabrik, wo junge Künstler ein Atelier anmieten können.
Ich weiß zwar nicht warum, aber die Künstler scheinen von der deutschen Sprach angetan zu sein.
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